GESTERN: Am 19. Mai 1872 fuhr die erste Pferdebahn, auf der Strecke Schönhof - Opernplatz, in Frankfurt. Bereits 17 Jahre später, am 5. November 1889, rollte die erste Pferdebahn in die damalige selbstständige Stadt Rödelheim, die weit vor den Toren Frankfurts lag. Langsam und gemütlich ging es damals noch zu. Man hatte Zeit, oder mußte sich diese nehmen. Die Pferdebahnen waren damals ein ungeheurer Fortschritt. Boten diese doch eine Alternative zur Pferdekutsche oder zum Fußmarsch. - Die alten Bilder zeigen die Pferdebahn in Alt-Rödelheim und müssen in den 1890er Jahren entstanden sein.

HEUTE: Die Szenerie hat sich gewaltig verändert. Zwar stehen noch viele der alten Häuser, doch die Straßenbahnschienen sind verschwunden. In Alt-Rödelheim ist es dafür grün geworden. Bei der Umgestaltung der Straße, 1984, wurden Bäume gepflanzt, die inzwischen das Straßenbild bestimmen.

 
GESTERN: Ab 1899 ging die Zeit der Pferdebahnen in Frankfurt zu Ende. Die modernen Zeiten brachen an. Die Elektrische schickte die Pferde in den Ruhestand. Als letzte Strecke wurde die nach Rödelheim elektrifiziert. Am 17. Juni 1904 war es mit der Pferdebahnromantik entgültig vorbei. - Das alte Bild muß um 1920 entstanden sein und zeigt ganz links den Straßenbahn-A-Triebwagen 67, der 1899 gebaut wurde, an der Endstation Rödelheimer Bahnhof. Man beachte die noch offene Fahrerplattform. Wie auf der Pferdebahn stand die Fahrer sommers wie winters im Freien.

HEUTE: Das schöne, alte Eckhaus ist im Krieg zerstört worden. Die A-Triebwagen wurden größtenteils in den 1930er Jahren ausgemustert. Damals begann Frankfurt seine Fahrzeugtypen mit Buchstaben zu bezeichnen. Über 100 Jahre danach ist man beim Buchstaben "S" angekommen. 60 "S-Wagen" will die Verkehrsgesellschaft in den nächsten Jahren anschaffen. Der Fahrer sitzt heute natürlich in einer klimatisierten Kabine.

 
GESTERN: Vermutlich in den 1910er Jahren entstand dieses Bild an der alten Niddabrücke und zeigt einen offenen, zweiachsigen A- beziehungsweise B-Triebwagen. Zwischen 1912 und 1923 erhielten die Fahrzeuge einen gläsernen Vorbau, mit dem die offene Plattform geschlossen wurde. Eingleisig führte der Weg über die Brücke. - Bis 1905 hatten die einzelnen Linien in Frankfurt keine Linien-Nummern, sondern verschieden farbige Zugrichtungsschilder. Immer mehr Straßenbahnlinien machten das Farbenspiel unübersichtlich. So fuhr ab 1905 die Linie 20 nach Rödelheim.

HEUTE: Dieses Motiv läßt sich derzeit nicht mehr fotografieren. Die Bäume rechts und links der Nidda sind so gewachsen, daß sie die neue Niddabrücke verdecken.

 
GESTERN: Rödelheim in den 1930er Jahren: Aus der Linie 20 ist die Linie 3 geworden. Hochmoderne Triebwagen der Baureihe "F" (Baujahr 1925) haben die Wagen aus der Anfangszeit der Elektrischen abgelöst. Das alte Foto zeigt einen Straßenbahnzug wie er gerade aus Alt-Rödelheim kommend auf die Niddabrücke in Richtung Schönhof fährt. Besonders beeinduckend das prachtvolle Eckhaus.

HEUTE: Ein Teil der alten Häuser wurde im Krieg zerstört. Heute steht auf der Ecke Alt-Rödelheim / Reichsburgstraße ein sachlicher, nüchterner Zweckbau. Auch die Brücke wurde im Krieg in Mitleidenschaft gezogen. Wer genau hinschaut, stellt fest, daß das ehemalige Betongeländer verschwunden ist.

 
GESTERN: Der 2. Weltkrieg hinterließ auch in Rödelheim deutliche Spuren. Doch es dauerte nur wenige Wochen und in Frankfurt verkehrten nach dem Krieg wieder zahlreiche Straßenbahnlinien. 1945 zog auch die Linie 3 wieder ihre Kurven durch Rödelheim. Auf dem Foto biegt die 3 gerade aus der Lorscher Straße in die Alexanderstraße in Richtung Rödelheimer Bahnhof ein. - Das alte Bild zeigt einen "F-Triebwagen" mit Beiwagen und muß in den 1930er oder Anfang der 1940er Jahre entstanden sein.

HEUTE: Das Eckhaus Lorscher Straße / Alexanderstraße gibt es noch, auch wenn es sein Ecktürmchen verloren hat. Statt der Straßenbahn fährt heute die Buslinie 34 um die Ecke zum Rödelheimer Bahnhof.

 
GESTERN: Endstation Rödelheimer Bahnhof. Von dort aus konnten die Fahrgäste in die "Bummelzüge" - heute S-Bahn - in Richtung Taunus oder Frankfurt Hauptbahnhof umsteigen. Mit dem 55er Bus ging es weiter nach Sossenheim. Das Gebäude links ist die alte Waage von Rödelheim. Dort konnte die Fracht von Lastwagen gewogen werden. - Das alte Bild zeigt einen Triebwagen der Bauart "G" (Baujahr 1928/29) mit Beiwagen vor dem Rödelheimer Bahnhof und ist in den 1950er Jahren entstanden. Damals hieß die andere Endstation Ostbahnhof.

HEUTE: In den 1960er Jahren wurden die G-Triebwagen ausgemustert. Der 34er Bus fährt am Rödelheimer Bahnhof auf seiner Strecke vom Gallus nach Bornheim nur noch vorbei. Die Wiegeplattform wurde 1982 herausgenommen. Einmal im Monat findet am Bahnhof (links im Bild) ein Flohmarkt statt.

 
GESTERN: Jahrzehntelang zog die Linie 3 ihre Bahnen durch Rödelheim. Viele Rödelheimer erinnern sich bestimmt noch, wie die gute, alte 3 quietschend durch die Kurven in Alt-Rödelheim fuhr. 1971 mußten wegen der U-Bahn alle einstelligen Linienbezeichnungen verschwinden. Diese Liniennummern sollten der U-Bahn vorbehalten bleiben. So wurde aus der Linie 3 die 23. - Das alte Foto zeigte den K-Triebwagen 104 mit K-Beiwagen, Anfang der 1970er Jahre, an der Haltestelle Alt-Rödelheim. Seit vielen Jahren fuhr die 3, beziehungsweise 23 zum Röderbergweg.

HEUTE: Bis 1984 wurde, nach der Stillegung der Straßenbahn, Alt-Rödelheim umgestaltet und erhielt das heutige Aussehen. - Im Liniendienst fuhren die letzten K-Triebwagen bis 1978, mit vier Ausnahmen. Die K-Triebwagen 105 bis 108 fahren heute noch im Linienverkehr, nämlich am Wochenende als Ebbelwei-Expreß. Die 1954 gebauten Wagen haben inzwischen 50 Jahre "auf dem Buckel" und werden von der Verkehrsgesellschaft liebevoll gepflegt.

 
GESTERN: Bis in die 1950er Jahre hinein folgte der Straßenbahnbau fast immer dem gleichen Muster: Zweiachsige Triebwagen mit ein oder zwei zweiachsigen Beiwagen. 1954/55 wurde die Straßenbahn in Frankfurt quasi neu erfunden. Erstmals hatten die Fahrzeuge mehr als zwei Achsen. Die Türen öffneten automatisch. Anfangs saß am Ende des Triebwagens ein Schaffner, der die Türen bediente. Später übernahm dies der Fahrer. Das Fahren auf dem Trittbrett oder das Abspringen während der Fahrt, wie beim K-Triebwagen noch möglich, hatte ein Ende. Die Schiebetüren der Zweiachser waren Handbetrieb und standen während der Fahrt oft offen. - Die formschönen, vierachsigen L-Triebwagen mit einem Beiwagen fuhren allerdings erst in den 1970er Jahren nach Rödelheim. Das alte Foto zeigt den L-Triebwagen 224 mit L-Beiwagen in Alt-Rödelheim.

HEUTE: Die L-Triebwagen, insgesamt gab es 42 Stück, fuhren bis in die 1990er Jahre durch Frankfurt. Heute steht ein Zug im Straßenbahn-Museum Schwanheim. Der L-Triebwagen 224 auf dem alten Foto fährt zeitweise heute noch und ist der letzte betriebsbereite Zug. Da die neuen S-Triebwagen die 200er Wagennummern erhalten, mußte aus dem L-Triebwagen 224 der Wagen 124 werden.

 
GESTERN: Mit der Begründung, daß es keinen Parallelverkehr zur S-Bahn geben soll, wurde die Linie 23 am 28. Mai 1978 in Rödelheim stillgelebt. Zu diesem Zeitpunkt wurde in Frankfurt die erste S-Bahn eröffnet. Zwar hatten S-Bahn und die 23 nur die Hauptwache und den Rödelheimer Bahnhof gemeinsam, doch damals war der Trend gegen die Straßenbahn. Heute baut man wieder neue Strecken. - Das alte Foto zeigt den L-Zug, kurz vor der Einstellung, an der Haltestelle Lorscher Straße in der Radilostraße.

HEUTE: Die Buslinie 34 fährt seit 1978, ab der Sternbrücke, auf der Strecke der Straßenbahn. Die Rödelheimer Landstraße ist seitdem vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten. Dort lautet das Motto, wie schon vor 1889 als die Pferdebahn kam: "Wir laufen!" - 1987 wurde, nach Alt-Rödelheim, auch die Radilostraße umgestaltet und in den heutigen Zustand versetzt.