Warum heißt die Lorscher Straße "Lorscher Straße"?

 

Bis zum 31. März 1910 war es eigentlich die Taunusstraße, wohl wegen des Blickes auf den Taunus. Wer von der Kreuzung Richtung Ortsausgang schaut, blickt natürlich auch heute noch auf den Taunus. Doch am 1. April 1910 wurde Rödelheim von Frankfurt eingemeindet. Da es in Frankfurt bereits eine Taunusstraße gab, mußte der Name geändert werden. Im Kloster Lorsch wurde Rödelheim im Jahre 788 erstmals urkundlich erwähnt. So kam es zum Namen Lorscher Straße.

GESTERN: Rödelheimer Postkartenidylle von „Anno Dazumal“. Die Lorscher Straße um 1912. Die Straßenbahn fuhr noch nicht ihre Schleife durch Lorscher Straße und Alexanderstraße zum Rödelheimer Bahnhof. Auch war noch kein Auto zu sehen. Doch schon damals war die ehemalige Taunusstraße eine breite Straße, als ob man gewußt hätte, daß sie einmal viel Verkehr bewältigen muß. Damals wie heute ist die Lorscher Straße die wichtigste Durchgangsstraße in Rödelheim.

HEUTE: Nachdem Ende der 1970er Jahre die Bahnübergänge am Bahnhof und in der Eschborner Landstraße geschlossen wurden, muß die Lorscher Straße auch den Verkehr nach Sossenheim bewältigen. Viel ist von den prachtvollen Bauten nicht mehr übriggeblieben. So ist auch das Haus verschwunden, aus dem der Fotograf damals die Lorscher Straße fotografiert hatte. Es stand da, wo sich heute die Reichsburgstraße befindet.

 

GESTERN: Der Krieg hat in der Lorscher Straße viele Lücken hinterlassen. Erst mit dem Sparkassenneubau wurde vor wenigen Jahren das letzte Kriegsgrundstück wiederbebaut. Das Foto zeigt an weiteres „Trümmergrundstück“. Der Flachbau stand an der Ecke Alexanderstraße. Ein Gemüsegeschäft hatte dort sein Domizil. Das Foto entstand 1990.

HEUTE: Der Flachbau machte einem hellblauen Eckhaus Platz. Auch wenn der nicht mehr die imposanten Fassaden vergangener Tage besitzt, so ist das Wohn- und Geschäftshaus ein Blickfang in der Lorscher Straße. Genau gegenüber dem blauen Haus steht noch eines der alten schmucken Häuser (nächstes Bild).

 

GESTERN: Wohl zu Zeiten der alten Raubritter oder auch etwas später, war es, als der Weg von Köln oder Rotterdam durch Rödelheim nach Frankfurt führte. Die Pferde mußten etwa alle fünf Kilometer versorgt werden. Letzte Raststation vor Frankfurt war „Der alte Haferkasten“. Das ist das kleine Haus links im Bild. Handelsreisende des Mittelalters machen Rast, weil ihre Pferde „Hafer fressen“ mußten.

HEUTE: Es gibt kein Hafer für Pferde mehr im „Hafenkasten“, doch eine Gaststätte befindet sich noch heute in dem kleinen Haus. Das Eckhaus hat im Krieg gelitten, ist aber größtenteils erhalten geblieben.

 

GESTERN: Frankfurts berühmter Apfelwein hat an der Ecke Niddagaustraße seinen Ursprung. Im Stammhaus der Kelterei Possmann beginnt Philipp Possmann in der neuen Wirtschaft „Zum Taunus“ 1879 und 1880 den ersten selbstgekelterten Apfelwein auszuschenken. 1881 läßt er sich als Einzelhandelskaufmann registrieren. 

HEUTE: Irgendwann wurde der Platz zu klein. Auf einem weitläufigen Gelände in der Eschborner Landstraße befindet sich heute die Familienkelterei. Das alte Stammhaus steht noch. Die Wirtschaft hat allerdings vor Jahren geschlossen.

 

 

GESTERN: Dieses Foto mag Rätsel aufgeben. Das soll die Lorscher Straße sein? Es ist das Ende der Lorscher Straße vor rund 100 Jahren mit Blick an den Taunus. Der Taunus ist allerdings auf der alten Aufnahme kaum mehr zu erkennen. Die Häuser helfen bei der Orientierung auch nicht, denn keines steht mehr.

HEUTE: So ist es heute nur andeutungsweise möglich ein aktuelles Bild dagegen zu fotografieren.

 

 

GESTERN: Noch ein Bild vom Ende der Lorscher Straße, diesmal aus den 1970er Jahren. Damals war die Lorscher noch Sackgasse, denn der Hauptverkehr floß über die Eschborner Landstraße, heute Arnoldshainer Straße, in Richtung Eschborn ab. Baubuden für die Mitarbeiter einer Baufirma war auf dem Gelände hinter der Lorscher Straße untergebracht. 1978 fuhr die erste S-Bahn in Frankfurt, die Bahnübergänge sollten verschwinden, Rödelheim geteilt.

HEUTE: Mit der Verlängerung der Lorscher Straße und dem Brückenschlag war die Sackgassenidylle für die Anwohner beendet. Bis zum Bau der Unterführung war die Brücke die einzige Verbindung zwischen Rödelheim Ost und West.