GESTERN: Nach Kronberg, Bad Soden und Bad Homburg verkehrten noch die Bummelzüge (heute nennt man sie S-Bahn). Ab dem Frankfurter Hauptbahnhof zogen Dieselloks, später E-Loks, die silbernen Nahverkehrswagen in den Taunus. Die Bahnübergänge am Rödelheimer Bahnhof und auf der Eschborner Landstraße waren noch geöffnet. Der Bahnhof war damals Endstation einer der ältesten Straßenbahnlinien Frankfurts. Man schrieb die Jahre 1977/78. Aus dieser Zeit stammen die alten Motive dieser Bilderreihe. Verfolgen wir dabei die Wegstrecke der Linie 23 vom Bahnhof zur Sternbrücke. Das alte Foto zeigt zwei L-Züge am Rödelheimer Bahnhof.

HEUTE: Wer genau hinschaut kann an der Pflasterung noch den Verlauf der zwei Gleise an der Endstation erkennen. Auch einige Querverstrebungen liegen noch im Pflaster. Ansonsten ist der Rödelheimer Bahnhof heute nur noch eine Durchgangsstation für den 34er Bus, der die Straßenbahn ersetzte.

 

GESTERN: Die 23 bog am Rödelheimer Bahnhof in die Radilostraße ein und fuhr bis zur Kreuzung Lorscher Straße, wo sie ihre erste Haltestelle hatte. Auf dem alten Foto ist es allerdings die Linie 18 mit einem N-Triebwagen zusehen. – Da mag man erstaunt fragen: „Die 18 in Rödelheim?“ – Im September / Oktober 1977 fanden am Industriehof Gleisbauarbeiten statt. Deshalb wurde die Linie 18, die damals zur Praunheimer Brücke fuhr, jeweils für mehrere Tage nach Rödelheim umgeleitet.

HEUTE: Die Gleise sind verschwunden. Die Radilostraße wurde Anfang der 1980er Jahre umgestaltet. Nichts erinnert mehr an die Straßenbahn. Nichts? Vereinzelt hängen an den Hausfassaden auf der gesamten Strecke noch die Rosetten, an denen die Oberleitung befestigt war.

 
GESTERN: An der Kreuzung Lorscher Straße bog die Linie 23 nach Alt-Rödelheim ein. Zwischen der Kreuzung und der großen Kurve in Alt-Rödelheim war die Strecke eingleisig. Direkt vor dem Haus von Ernst Kelety lag die Weiche. Das Foto zeigt einen L-Zug der Linie 23 an der zweiten Haltestelle: „Alt-Rödelheim“.

HEUTE: Auch Alt-Rödelheim wurde umgestaltet. So ist es heute kaum noch möglich die gleiche Position des Fotografen einzunehmen wie auf dem alten Foto. Man beachte aber auch den Neubau vom Autohaus Leiss am rechten Bildrand.

 
GESTERN: Weiter ging die Fahrt über die Straße „Auf der Insel“ zur dritten Haltestelle: „Parkweg“. Das Foto zeigt einen L-Zug mit Triebwagen Nummer 228 der Linie 23 vor dem Nassauer Hof (rechts) mit neuer Bemalung. – Die 1972 erstmals angeschafften P-Triebwagen (heute z. B. auf der U6 eingesetzt) brachten eine neue Farbenlehre auf die Straße. Die typisch Frankfurter Farbe beige, seit 1899 verwendet, wurde auch bei den Altfahrzeugen nach und nach durch einen zweifarbigen Anstrich ersetzt. Die P-Triebwagen hatten gleich die neue Bemalung.

HEUTE: Das freundliche weiß/rot ist bereits Geschichte. Nur wenige Jahre fuhr die gesamte Flotte mit diesem Anstrich. Mit einem undefinierbaren Blaugrün sind heute die Fahrzeuge der Verkehrsgesellschaft komplett gestrichen. Die kühl wirkende Farbe steht durchaus in der Kritik und macht Busse und Bahnen nachts erheblich schwerer erkennbar. Das Foto zeigt den 34er Bus mit neuem Anstrich Auf der Insel vor dem Jugendhaus, das heute an der Stelle des Nassauer Hofes steht.

 

GESTERN: Vom Parkweg aus fuhr die 23 die Rödelheimer Landstraße entlang zur vierten Haltestelle: „Sternbrücke“. Das Foto zeigt erneut die Linie 18. Mitten auf der Kreuzung Sternbrücke begegnen sich der N-Triebwagen 813 mit einem weiteren Zug der Linie 18, der in Richtung Bockenheim fährt. In den 1970er Jahren wurde es üblich die Fahrzeuge, vorwiegend der Baureihe N, komplett mit Werbung zu bemalen. Der Triebwagen 813 mit der „ARO-Werbung“ war einer der ersten dieser Art.

HEUTE: Die Ludwig-Landmann-Straße, damals noch zweispurig, kreuzt heute an der Sternbrücke mit vier Fahrspuren die Rödelheimer Landstraße. Am 28. Mai 1978 fuhr kurz nach Mitternacht die letzte Straßenbahn der Linie 23 (es war der L-Triebwagen 229) über die Sternbrücke in Richtung Bockenheim. Fazit: Damals konnte man von fünf Haltestellen in Rödelheim direkt in die Frankfurter Innenstadt fahren. Heute gibt es nur eine S-Bahnstation. Vor allem ab Parkweg und Sternbrücke hatte die Straßenbahn die kürzere Fahrzeit. Auf der östlichen Rödelheimer Landstraße besteht seit dem kein öffentlicher Nahverkehr mehr.